Rückblick: Entsendungsgottesdienst 2023

Am 18. November 2023 fand im Rottenburger Dom der Entsendungsgottesdienst für alle Absolventen der kirchenmusikalischen Ausbildungsgänge der Diözese Rottenburg-Stuttgart statt. Alle, die einen Master-, Bachelor-oder C-Examen an der Kirchenmusikhochschule oder die D-Ausbildung absolviert haben, bekamen an diesem Tag Ihr Zeugnis von Weihbischof Dr. Gerhard Schneider überreicht. In seiner Predigt bedankte sich Weihbischof Dr. Schneider bei den Musikerinnen und Musikern, dass sie „die Menschen mit Ihrer Musik stark machen.“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Chor aus den angehenden Organistinnen und Organisten und den Chorleiterinnen und Chorleitern selbst. Das attraktive musikalische Programm mit Stücken von Richard Runciman Terry (Mass of St. Dominic), Greg Gilpin (For the Beauty of the earth) u. a diente der Liturgie und erhöhte die Feierlichkeit der Messe.

Die Leitung hatten Bernhard Kugler (Chor) und Prof. Dr. Inga Behrendt (Choralschola) übernommen. Prof. Wolfgang Weis begleitete an der Orgel.

Rückblick: Meisterkurs Praxis Gregorianischer Choral 2023

Zum fünften Durchlauf des Meisterkurses Praxis Gregorianischer Choral fanden sich vom 10. bis 12. November 2023 zwanzig Teilnehmende aus Deutschland, Schweiz, Kroatien und Polen in der Hochschule für Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg ein. Der Kurs ist eine Kooperation der Regensburger und der Rottenburger Hochschule für katholische Kirchenmusik und steht unter der bewährten Leitung von Prof. Dr. Christoph Hönerlage und seiner Rottenburger Kollegin, Prof. Dr. Inga Behrendt. Die Teilnehmenden hatten sich im Vorfeld für unterschiedliche Möglichkeiten angemeldet, sei es für einen Solovers, für das Dirigat oder für das Mitsingen in der Schola. Dass insgesamt an drei Solovorträgen und drei Dirigaten gearbeitet wurde, spiegelt die Mischung aus kirchenmusikalisch Ausgebildeten und in konkreter Scholapraxis Erfahrenen unter den Teilnehmenden wider.

Für mich als Teilnehmer aus der Gruppe der engagierten Scholasänger ohne kirchenmusikalisches Examen war die Haupterkenntnis, dass eine historisch informierte Aufführungspraxis auf zwei Säulen aufruht:
– die semiologische Analyse der Neumen, die uns mangels Aufnahmen aus dem 10. Jahrhundert als Fernrohr für den Blick in die damals wahrscheinlichste rhythmisch-dynamische Interpretation dienen.
– die Arbeit am jeweiligen Text, um das Wort-Ton-Verhältnis zu erfassen, zu dessen Verständnis der Hintergrund der Kirchenväterexegese mit der Hermeneutik des vierfachen Schriftsinnes hilfreich ist.

Am Freitagabend gab Behrendt unter dem Titel „Von der Analyse zur Interpretation“ einen Überblick zu den Propriumsgesängen des 32. Sonntags im Jahreskreis. In der Information zur Liturgie war überraschend, dass die Texte des nachkonziliaren Kalenders ursprünglich in der Fastenzeit verankert waren bzw. was die „quinque prudentes virgines“ (Communio) angeht, auch in Proprien der Gedenktage einzelner Jungfrauen. Als hilfreiches Instrument für die Vorbereitung der Scholaleitung erweist sich die Seite www.gregorien.info. Für eine semiologisch orientierte Aufführungspraxis unterstrich Behrendt, wie bedeutend es ist, die Gesamtstruktur des vorliegenden Formelmaterials zu erfassen und dessen jeweilige Funktion zu erfassen. Im Vergleich mit gleichen Formeln aus anderen Gesängen lassen sich sowohl bewusste Zitate erkennen oder auch eine aus der Formelkomposition herausfallende Einzelstelle.  Bei der Communio zeigt beispielsweise das Zitat des Graduale „Christus factus est“ in der Schlussphrase „Christo Domino“, dass sowohl die frühere Zuordnung zur Fastenzeit ihre Stimmigkeit hatte wie auch der Bezug zu den frühchristlichen Jungfrauen, die wie z.B. Agnes und Cäcilia als Märtyrinnen in der Nachfolge Christus gehorsam bis in den Tod waren. Die Auswahl im nachkonziliaren Kalender bedingt sich durch das Evangelium eines der letzten Sonntage im Jahreskreis, die in ihrem eschatologischen Charakter alle in den Ernst der letzten Entscheidung rufen. Beim Introitus „Intret oratio mea“ kann man in der Phrase „inlina aurem tua“ auch noch ein Zitat des Karfreitags-Tractus hören.

Hilfreich waren die ergänzenden Hinweise Hönerlages auf das Verständnis der Bibelverse in den Klöstern der uns vorliegenden frühesten Handschriften. Die patristische Exegese wurde über die gleichen Klöster ins Mittelalter weitergereicht. Für die Kirchenväter spielte vor allem die christologische Auslegung eine entscheidende Rolle. Augustinus interpretiert die „oratio mea“ des Introitus als Gebet Christi zum Vater, das in den Schrei des „Mein, Gott, warum hast du mich verlassen“ am Kreuz mündet. Vor diesem Hintergrund wird das melodische Karfreitagszitat anschaulich. Ähnlich im Graduale „Dirigatur“. Der Weihrauchopfer-Psalm 140 wird von Augustinus vor dem Hintergrund des Kreuzesopfers Christi gelesen. Das „Erheben meiner Hände“ wird mit den am Kreuz erhobenen Händen und ausgebreiteten Armen Christi als Abendopfer des Karfreitags verstanden. Der Verstehensschlüssel ist für Augustinus ist das Bild vom ganzen Leib Christi mit Haupt und Gliedern: alles, was vom Haupt (Christus) gesagt wird, gilt im Sinne der Nachfolge und existenziellen Aneignung auch von allen Gliedern (Christen).

In der konkreten Einzelanalyse waren im Blick auf die Neumen aus St. Gallen/Einsiedeln und die aus Laon jeweils Entscheidungen zu treffen, welcher man in der dynamisch-agogischen Umsetzung folgen wollte. Das war sowohl von den Solisten für ihren Vortrag wie auch von den Leitern für ihr Dirigat zu leisten. Einhellig wurde von den Teilnehmenden vermerkt, dass die Begleitung, Korrektur und Hilfestellungen zum Dirigat der Einzelnen auch für die Gruppe insgesamt lehrreich waren. Die Erkenntnis: das Dirigat kann nur harmonisch aus der verinnerlichten Analyse des Stückes in seiner Struktur und Aussage erwachsen und muss „par coeur“ zuhanden sein, um in die Hand gehen zu können.

Zum Erlebnis für alle Beteiligten wurde am Sonntag die Gestaltung der Heiligen Messe für die Gemeinde in St. Andreas, der Barockkirche direkt neben der Hochschule. Der Wechsel im Dirigat, die Beteiligung der Solisten und der textlich-semiologisch informierte Vortrag der Schola trugen dazu bei, dass Menschen den Introitus erleben konnten: „Hintreten möge mein Gebet vor Dein Angesicht!“

Dr. Ulrich Kuther

Studieninformationstag 2022

Herzliche Einladung zu unserem Studieninformationstag am 16. November 2022.

Informiere Dich in Kürze hier über unser Angebot!

Wir freuen uns, Dich in unserer Hochschule begrüßen zu dürfen und bieten Einblick in den Hochschulalltag, unser Studienangebot und freuen uns, Dich persönlich kennenzulernen.

Master Studium

Weitere Informationen zu unserem Studieninformationstag findest Du hier.

Wir freuen uns auf Dich!

Johannespassion zum Mitsingen

Professionelle Chorarbeit auf hohem Niveau, Leidenschaft für das Singen und Spaß am gemeinsamen Arbeiten verspricht die Arbeit des Chors der ökumenisch kooperierenden Hochschulen für Kirchenmusik Rottenburg und Tübingen. Unter Leitung von Chorleitungsprofessor Christian Schmid erarbeitet das Ensemble im kommenden Semester Bach´s Johannespassion.

Sie sind erfahrene*r Chorsänger*in, haben eine Gesangsausbildung und/oder eine flexible Stimme und wollen die Johannespassion auf hohem künstlerischen Niveau mitgestalten? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit der Leitung des Chores auf und vereinbaren einen unkomplizierten Vorsingtermin unter

Der Chor Hochschule setzt sich aus den Musikstudierenden beider Hochschulen und ambitionierten Sängerinnen und Sängern aller Fakultäten und Berufsgruppen aus Tübingen und Umgebung zusammen und probt während des Semesters wöchentlich montags abends von 19:00-21:00 Uhr in der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen, Gartenstr. 12, 72074 Tübingen. Probenstart ist der 11. Oktober. Weitere Informationen unter www.kirchenmusik-hochschule.org/hochschulchor.

Begleitet wird der Chor vom renommierten Ensemble La Banda, das auf historischen Instrumenten musiziert.

Die Konzerte in Rottenburg und in Pfullingen finden statt am 1. und 2. April 2023.

Festakt zur Wiedereröffnung – Rückschau

Mehrere Jahre langwurde das Gebäude der Hochschule für Kirchenmusik saniert. Unterricht musste über zwei Jahre lang in Ausweichquartieren in und um Rottenburg stattfinden, Büros und Bibliothek waren in Containern untergebracht. Die Hilfsbereitschaft gegenüber der Hochschule seitens anderer Einrichtungen wie der Domsingschule Rottenburg, dem Martinihaus, der Liebfrauenhöhe Ergenzingen und der evangelischen Kirchengemeinde in Rottenburgwaren groß. Trotz der Strapazen, hervorgerufen durch lange Wege, akustisch schwierige Unterrichtsräume, Baustellenlärm etc. war das Durchhaltevermögen und Motivation aller Hochschulangehörigen immens und so konnte der Unterricht fortgeführt werden und die neu renovierte Hochschule lang ersehnt am 14. Juli 2022 offiziell eingeweiht werden.

Es war ein großes Hallo zwischen rund 140 Ehemaligen und derzeitigen Mitgliedern der Hochschule, Förderern und Ehrenmitgliedern, die bei herrlichstem Wetter unser stolzes in neuem Glanz erstrahlendes Gebäude bewundern konnten.

Im Festakt zur Wiedereröffnung erklangen in einem vollbesetzten Musiksaal sommerliche Chorwerke von Friedrich Silcher, Ch. Hubert Parry und Johannes Brahms. Die Studierenden der Chorleitungsklassen dirigierten abwechselnd den gemeinsamen Chor der Hochschulen für Kirchenmusik Rottenburg und Tübingen.

Rektor Stefan Palm bedankte sich in seiner Begrüßung sichtlich gerührt bei allen Beteiligten und erzählte einige Details zum Verlauf der Baumaßnahmen, von Hochs und Tiefs während der Bauphase und wie des Öfteren doch recht spontan auf Außerplanmäßigkeiten reagiert werden musste. Gleichzeitig musste Rektor Palm aber auch unseren geschätzten Kollegen Prof. Ruben Sturm verabschieden, der zukünftig als Domorganist der Frauenkirche München wirken wird.

Verabschiedung Prof. Ruben J. Sturm

Weihbischof Dr. Gerhard Schneider hielt nach zwei beflügelnden Chorwerken (If I had two Little Wings und O love, they wrong thee much von Parry) eine starke Rede auf die Kirchenmusik und ihre Notwendigkeit für die Gemeinden und Kirchen. Gerade nach zwei Jahren Corona, in denen Musik so schwerlich vermisst wurde sei noch klarer, wie essentiell Musik für das kirchliche Leben ist.

Architekt Johannes Schellinger erklärte in seinen Grußworten anschaulich alle baulichen Maßnahmen, die zu dem jetzigen hellen und einladenden Hochschulgebäude führten.

Höhepunkt des Festakts im Musiksaal war eine Auswahl der Liederliederwalzer von Brahms, mit viel Energie und Präzision vom Chor vorgetragen und biegsam und farbreich begleitet durch Julian Heinz und Alexander Kim am Klavier. Der Zusammenhalt der beiden Hochschulen Rottenburg und Tübingen wurde hier auf ein Neues spürbar. Dass die Studierenden zusammen mit ihren Dozent:innen mitten in den heißen Prüfungsphasen am Ende des Sommersemesters ein solch beachtliches Programm auf die Beine stellen konnte, soll ihnen hoch angerechnet sein.

Christian Litges

Im Anschluss an den Festakt wurde das Hochschulgebäude feierlich durch Weihbischof Dr. Schneider gesegnet. Dieser Segen wird uns bei unserer Arbeit und im Miteinander innerhalb der Hochschule lange bestehen bleiben. Das Zeremoniell geriet so innig, dass es einem danach fast schwer fiel, sich wieder den irdischen Dingen zuzuwenden. Letztendlich wurden die fein ausgesuchten Leckereien am Buffett dann aber doch dankend angenommen. Viele frohe Gesichter verteilten sich auf dem hellen freundlichen Flur und der Cafeteria. Stopp: der Flur ist vielmehr eine Galerie und der Abend gleichzeitig Ausstellungseröffnung mit großformatigen Öl-Gemälden des international renommierten Künstlers Günther Beckers. Welch ein Leben in unserer Hochschule!

Gut gestärkt gab es zu späterer Stunde einen musikalischen Spaziergang durch die Unterrichtsräume, in denen unterschiedlichste musikalische Beiträge zu hören waren. Alle Beteiligten haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und in diesem Moment wurde besonders deutlich, welch breites musikalisches Spektrum die Ausbildung zur/m Kirchenmusiker:in fördert und fordert:

Es wurde von den Studenten Mario Falkenstein, Kilian Brunner und Johannes Stumpf ein improvisiertes Gespräch an drei Klavieren im Stile Beethovens geführt – natürlich nicht ohne augenzwinkernde stilistische Überraschungen, die für viele Lacher sorgten.

Improvisation

David Keller, Magdalena Huber und Min-Jung Kim musizierten Werke von Mendelssohn, Bach und Vierne auf unserer Stehle-Orgel.

Im Belcanto-Quartett der Klasse Christine Müller haben perfekt aufeinander abgestimmt und geswingt Min Jung, Magdalena Huber, Andreas Kaiser und Jinseok Kim, brilliant unterstützt von Min-Jung Kim am Klavier.

Belcanto-Ensemble

In schwindelerregendem Tempo haben sich 8 Musiker beim Pianistenkarussell um den Flügel gedreht und Lavignacs Galop-Marche für ursprünglich 4 Hände in einer Bearbeitung von Klavierdozentin Kerstin Mörk für 16 Hände aufgeführt. Neben Studierenden und Dozierenden waren hier sogar Rektor Stefan Palm und Leiter des Studiendekanats Andreas Großberger mit von der Partie.

Ein Ruhepol dagegen bildete der Beitrag von Prof. Inga Behrendt die mit ihrer Choralschola gregorianische Choräle zum Klingen brachte, bereichert durch Rezitationen gesprochen von Luise Wunderlich, unserer Dozentin für Sprechen.

Bravo und Danke an alle, die dabei waren! Auf, dass die gute Laune und der Zusammenhalt, die für einen solchen Marathon notwendig waren, noch lange bestehen bleiben.

Niemand weiß, wer als letztes das Gebäude verlassen hat, aber so manch einer konnte bestimmt nach noch mehr Feiern und Musik wohlverdient und praktischerweise in den oberen Stockwerken ins Bett fallen. Dass sich bei uns in Rottenburg das Studentenwohnheim direkt in der Hochschule befindet und im Zuge des Umbaus ebenso frisch herausgeputzt ist, muss ja nicht nur für die tägliche Unterrichts- und Übekoordination von Vorteil sein.

Aussenansicht

(Kerstin Mörk)